Der Online-Riese Amazon hat im laufenden Rechtsstreit mit der US-Wettbewerbsbehörde FTC um mutmaßlich wettbewerbswidrige Praktiken einen ersten Teilerfolg errungen. Ein Bundesgericht in Seattle unter der Leitung von Bezirksrichter John Chun wies einen Teil der Klage gegen den Konzern ab.
Das Gericht gab einem Antrag von Amazon statt, wodurch einige der Anschuldigungen entkräftet wurden. Allerdings wurde ein Großteil der Vorwürfe nicht dauerhaft abgewiesen, und die FTC darf den Fall in diesen Bereichen weiterverfolgen. Die genauen Details der gerichtlichen Entscheidung sind bislang nicht vollständig bekannt.
Vorwürfe gegen Amazon
Die FTC und die Generalstaatsanwälte von insgesamt 17 US-Bundesstaaten hatten im September eine Klage gegen Amazon eingereicht. Der Hauptvorwurf: Amazon nutze seine marktbeherrschende Stellung, um Wettbewerber zu benachteiligen und den Wettbewerb auf dem Online-Marktplatz zu unterdrücken. Laut Klageschrift schließt Amazon gezielt Konkurrenten von wichtigen Dienstleistungen aus, was andere Anbieter am Markteintritt hindern soll.
Darüber hinaus wirft die FTC dem Konzern vor, Drittanbieter auf seiner Plattform dazu zu drängen, Amazons eigene Logistik- und Lieferdienste in Anspruch zu nehmen. Nur so könnten sie sicherstellen, auf der Plattform sichtbarer und prominenter platziert zu werden. Amazon soll zudem Verkäufer bestrafen, die ihre Produkte auf konkurrierenden Plattformen günstiger anbieten, indem es ihre Sichtbarkeit auf Amazon reduziert.
Wettbewerbseinschränkung durch Marktmacht
Lina Khan, Vorsitzende der FTC, erläuterte in einer Pressekonferenz im September, dass Amazon seine Marktmacht derart ausnutze, dass sowohl Verkäufer als auch Käufer darunter litten. Händler müssten rund einen Dollar an Amazon zahlen, für jeden zwei Dollar, die sie über die Plattform einnehmen. Gleichzeitig erhielten die Verbraucher einen schlechteren Service bei höheren Kosten.
Amazon wies die Vorwürfe jedoch zurück und beantragte die vollständige Abweisung der Klage. Der Konzern argumentierte, die FTC habe keine ausreichenden Beweise vorgelegt, die belegen würden, dass Verbraucher durch die Geschäftspraktiken geschädigt worden seien.
Teil eines größeren Konflikts
Der Fall Amazon ist einer von fünf großen Klagen, die von den US-Wettbewerbsbehörden gegen führende Technologiekonzerne angestrengt wurden. Neben Amazon stehen auch Unternehmen wie Google im Visier von FTC und dem US-Justizministerium. Ziel der Behörden ist es, die Marktmacht der Tech-Giganten zu überprüfen und wettbewerbswidriges Verhalten einzudämmen.
Obwohl Amazon in dieser ersten Gerichtsentscheidung einen Teilerfolg erzielt hat, bleibt der Konzern weiterhin im Fokus der Wettbewerbshüter. Der Ausgang des Verfahrens könnte weitreichende Konsequenzen für die gesamte Technologiebranche haben.